„Wir brauchen ein E-Learning!“ – Diesen Satz höre ich oft. Und meist folgt darauf ein hektisches Brainstorming über Inhalte, Tools und Gestaltung. Doch der allererste Schritt ist kein technischer. Er ist auch kein didaktischer. Es ist ein Perspektivwechsel – und der kann über Erfolg oder Misserfolg eines ganzen Projekts entscheiden.
Der Anfang ist keine PowerPoint
Viele beginnen E-Learning-Projekte mit dem Sammeln von Inhalten. PowerPoints werden durchwühlt, PDFs zerschnitten, und manchmal landet sogar das Unternehmenshandbuch auf dem Tisch. Alles gut gemeint – aber selten gut gemacht.
Aha-Effekt 1: Der erste Schritt ist nicht, Inhalte zu sammeln. Es ist, die Idee zu hinterfragen.
Bevor du loslegst, solltest du eine klare Antwort auf diese eine Frage haben:
Was soll das E-Learning überhaupt leisten – für wen? Und damit kommen wir zum Herzstück des Starts: der Zielklärung.
Vom Bauchgefühl zur klaren Richtung
Ein E-Learning braucht einen „Nordstern“ – eine Art Leitidee, an der sich alles orientiert: Inhalte, Methoden, Design, Medien, Dauer. Klingt groß? Ist es auch. Aber es beginnt ganz klein – mit fünf simplen Fragen:
- Wer genau soll das E-Learning nutzen?
- Was sollen die Lernenden danach können, wissen, verstehen oder tun?
- Warum ist das Thema für die Zielgruppe wichtig?
- Was ist das Problem, das gelöst werden soll?
- Welche Veränderung soll durch das Lernen erreicht werden?
Aha-Effekt 2: Der Inhalt ist zweitrangig, solange du das Ziel nicht kennst.
Es geht darum, eine Lern-Idee zu entwickeln, nicht einfach Inhalte zu digitalisieren. Der Unterschied ist subtil – aber entscheidend. Ein E-Learning ist kein „digitales Nachschlagewerk“, sondern eine gezielte Lernreise.
Von der Idee zur Idee 2.0
Jetzt wird’s konkret: Du hast eine Idee für ein E-Learning, zum Beispiel:
„Wir wollen neue Mitarbeitende mit unseren Produkten vertraut machen.“
Gut. Aber jetzt kommt die Aufbohrung zur echten Lernidee:
„Neue Mitarbeitende sollen in der Lage sein, unsere fünf Hauptprodukte einem Kunden in drei Sätzen so zu erklären, dass der Unterschied zur Konkurrenz klar wird.“
Boom. Plötzlich ist die Sache messbar, konkret, handlungsorientiert. Und du hast ein Ziel, mit dem du arbeiten kannst – und das den Aufbau deines E-Learnings leitet.
Aha-Effekt 3: Je klarer die Lernidee, desto leichter wird der Rest.
Ein E-Learning mit Ziel, ohne Konzept ist wie ein Haus mit Tür, aber ohne Fundament. Du kommst rein – aber es wackelt bei jedem Sturm.
Konkreter Tipp: Der „Lernidee-Check“
Bevor du mit der Konzeption beginnst, mach den 2-Minuten-Test:
Schreibe den folgenden Satz auf:
„Nach dem E-Learning können die Teilnehmenden…“
Wenn du danach kein Verb der Handlung, Entscheidung oder Kommunikation schreibst, sondern nur ein „wissen, verstehen, kennen“ – dann dreh nochmal eine Runde.
Statt:
„…Produkt A und B kennen.“
schreibe besser:
„…eine Kundin für Produkt A oder B beraten.“
Das Ergebnis dieses Satzes ist dein erster Meilenstein. Von hier aus geht’s dann weiter zu Lernzielen, Inhalten und Struktur – aber das ist schon Stoff für die nächste Blognachricht.
Fazit
Der erste Schritt zur E-Learning-Erstellung ist kein Werkzeug und kein Inhalt, sondern eine durchdachte Lernidee. Sie ist das, worauf alles aufbaut. Ohne sie wird dein E-Learning beliebig. Mit ihr wird es zielgerichtet, spannend und – vor allem – wirksam.
Wichtige Informationen !
- Hier kannst du den Artikel im PDF-Format herunterladen.
- Der nächste Artikel am 31. Juli: „Zielgruppenanalyse – Warum sie über den Erfolg entscheidet„
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