Autorenwerkzeuge zum Entwickeln von E-Learning-Anwendungen sind inzwischen relativ benutzerfreundlich geworden. Hersteller werben damit, dass jeder ohne Probleme sofort E-Learnings entwickeln kann. Kann mal also auf Mediendidaktik, Instruktionsdesign, etc. verzichten? Sich einfach an den PC setzen und ein E-Learning „bauen“? Mitnichten.
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Moderne und intuitive Autorenwerkzeuge machen auf jeden Fall die Erstellung von E-Learning-Anwendungen einfacher und auch schneller. Doch die Anwendungen sollen auch wirksam sein, sie sollen effektiv sein, und sie sollen effizient sein. Bei der Erreichung dieser Ziele hilft das Werkzeug nicht. Dies liegt allein an E-Learning-Autorin oder -Autor, an Instruktionsdesignerin oder -designer, an Drehbuchschreiberin oder – schreiber, etc. und an deren Kompetenz und Pfiffigkeit. Natürlich muss man für einfache E-Learning-Anwendungen nun nicht der Didaktik-Crack sein. Aber zumindest Grundlagen des didaktisch-methodischen Designs bzw. des Instruktionsdesigns muss man beherrschen. Hier einige der häufigsten Fehler, die man macht, wenn die Kenntnisse im Instruktionsdesign fehlen.
- Mangelhafte textliche Gestaltung: Das Schreiben von Lerntexten ist nicht ganz trivial. Entsprechend findet man in vielen E-Learnings Fachtexte, die zum Lernen ungeeignet sind. Es fehlen die typischen didaktischen Stilmittel, um den Lernenden das Lernen zu erleichtern. Dies sieht man vor allem bei textbasierten Werkzeugen wir Articulate Rise, mit denen E-Learning-Anwendungen in Form von interaktiven Skripten (i-Skripte) besonders einfach zu erstellen – und zu entstellen sind.
Praxistipp: Machen Sie sich vertraut mit dem Schreiben von Lerntexten, bevor sie Texte in Ihren E-Learning-Anwendungen einsetzen.
- Zu viele Informationen: Viele E-Learning-Anwendungen überlasten die Lernenden mit viel zu vielen Informationen. Ein Schlüssel, um die Informationen auf das Wesentliche zu reduzieren, ist die so genannte didaktische Reduktion. Diese basiert auf einer guten Lernzielanalyse. Fehlt die Lernzielanalyse oder ist sie unzureichend, lässt sich nur schwer entscheiden, welche Inhalte in das E-Learning sollen, welche Inhalte optional bereitgestellt werden und auf welche Inhalte verzichtet wird.
Praxistipp: Verschaffen Sie sich ein didaktisches Rüstzeug wie z.B. das Anfertigen einer Zielgruppenanalyse und einer Lernzielanalyse, um in Ihrem E-Learning die richtigen Entscheidungen zu treffen.
- Ungeeignete oder zu wenige Interaktionen: In vielen E-Learning-Anwendungen findet man Interaktionen, die eher zur Kategorie „Beschäftigungstherapie“ gehören. Umgekehrt ist das Klicken auf die Weiterschaltfläche als einzige Interaktionsform eindeutig zu wenig.
Praxistipp: Interaktionen haben immer eine bestimmte Funktion. Nur wenn ich weiß, was ich mit einer Interaktion erreichen will, kann ich die richtige Interaktion in mein E-Learning integrieren. Ermöglichen Sie mit den Interaktionen, dass sich die Teilnehmenden die Inhalte möglichst selbstständig erarbeiten. Orientieren Sie sich bei der Integration von Interaktionen am Lerninhalt. Überlegen Sie, wie Sie durch Interaktionen die Lerninhalte besser vermitteln können und welche Funktion die Interaktion im Lernprozess hat.
- Irrelevante Tests und Quizze: Viele Tests und Quizze sind simple Abfragen, die man mit gesundem Menschenverstand richtig beantworten kann. Ein gutes Quizz sollte jedoch die Gehirnzellen anregen, einen Erkenntnisgewinn erzielen und ein Erfolgserlebnis schaffen. In diesem Sinne ist z.B. die Erstellung eines Multiple-Choice-Tests technisch einfach, aber didaktisch eine Herausforderung.
Praxistipp: Die Quelle für gute Quizze ist nicht das Autorenwerkzeug, sondern sind die Lernziele, die Zielgruppe und die didaktische Geschicktheit. Wenn Sie Quizze konzipiert haben, bitten Sie einen Dritten, der keine Ahnung vom Thema hat, die Quizze zu machen. Besteht er den Test, sind Ihr Quizze zu trivial.
Fazit: Um eine gute, attraktive und wirksame E-Learning-Anwendung zu entwickeln, muss man heutzutage kein absoluter Didaktik-, Methodik- und Technik-Spezialist mehr sein. Aber ein grundlegendes Rüstzeug in diesen Disziplinen ist notwendig, um auf dem Gebiet der E-Learning-Entwicklung erfolgreich zu sein.
Lernende Grüße aus dem Rheinland
Konrad Fassnacht
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