Hand aufs Herz: Wann hast du das letzte Mal etwas online gelernt? Gestern noch ein Tutorial über Sauerteigbrot, letzte Woche ein MOOC zu künstlicher Intelligenz – und irgendwo dazwischen liegt der vergessene Excel-Kurs von 2021? Digitales Lernen ist nichts weniger als eine Lern-Revolution.
Klar, das kennst du: digitales Lernen ist überall. Und das ist erstmal genial:
- Lernen, wann du willst.
- Lernen, wo du willst.
Aber Revolution? Wirklich? Nö. Lernen, wann und wo man will, gibt es schon seit – Achtung – etwa 1840. Damals bot in England Sir Isaac Pitman einen Schreibmaschinenkurs per Post an – dies gilt als einer der ersten dokumentierten Fernunterrichtsangebote. Lernende sendeten ihre Übungen ein, Pitman korrigierte sie und schickte sie zurück.
Wo aber ist nun die Revolution? Die liegt im dritten Punkt:
- Lernen, wie du willst.
Digitale Medien bieten hier eine unüberschaubare Vielfalt an wie z.B. Web Based Trainings, interaktive Skripte, Microlearning, Podcasts, Video, Game Based Learning, interaktive Quizze und vieles mehr.
Für den Lerndesigner heißt das „nur“, Ordnung in die Vielfalt zu bekommen. Aber so einfach ist eine Revolution nun auch wieder nicht. Sonst hätten wir die Herausforderungen schon locker gelöst. Haben wir aber nicht. Schauen wir uns das an einem Beispiel an, wo die digitale Revolution nicht selten hakt.
Der Reality Check: Prokrastination lässt grüßen
Tatsache ist, wie schon gesagt: Die Revolution hakt manchmal. Denn während die Technik voranschreitet, bleibt der Mensch – na ja, menschlich.
- „Ich fang morgen an.“
- „Nur noch eine Folge Netflix, dann aber wirklich.“
- „Ich brauch erst die richtige Lernatmosphäre. Und Snacks.“
Wir alle kennen ihn: den unsichtbaren Endgegner namens Online-Kurs-Prokrastination, das Aufschieben unserer Lernvorhaben. Dieser Endgegner ist geduldig. Er weiß, wo du beim Lernen bist. Er liebt deine To-do-Liste. Und er kennt deine Schwächen. Aber wir sind ihm nicht machtlos ausgeliefert.
Gibt’s eine geheime Formel gegen dieses digitale Aufschiebe-Syndrom?
Vielleicht. Oder sagen wir eine Sammlung kleiner, smarter Lernhacks, die deine Motivation wachkitzeln und das Aufschieben in seine Schranken weisen könnten:
- Lern-Termin statt Lern-Vorsatz: Block dir Zeit im Kalender – wie einen Zahnarzttermin, aber netter.
- Lernbuddy suchen: Gemeinsam schimpft es sich schöner, und man bleibt eher dran.
- Micro-Learning statt Mammut-Material: 10 Minuten pro Tag bringen oft mehr als 3 Stunden einmal im Monat.
- Gamification! Punkte sammeln, Level aufsteigen, Badges feiern – warum sollte das nur für Pokémon gelten?
- Belohnungen einbauen: Modul abgeschlossen? Belohne dich. Mit Kaffee. Oder einem kleinen Freudentanz.
Fazit: Lernen kann alles – aber nicht alles alleine
Digitales Lernen hat das Potenzial, Bildung neu zu denken – zugänglich, individuell, flexibel. Aber wie bei jeder echten Revolution braucht’s Menschen, die mitmachen.
Mit Neugier. Mit Spaß. Und mit einem ehrlichen Blick auf den eigenen Schweinehund.
Denn: Die Plattform ist nur der Anfang. Gelernt wird im Kopf – und im Herzen.
Lernende Grüße aus dem Rheinland
Konrad Fassnacht
Weiter mit unserer Blog-Serie zum modernen Lernen geht es am 7. April mit dem Thema „Soft Skills in der Weiterbildung“. Bleib dran.