Exzellente Webinare – Kleinigkeiten können entscheidend sein
Inzwischen gibt es, auch bedingt durch Corona, schon eine ganze Menge guter und vereinzelte auch sehr guter Webinare. Doch wirklich exzellent sind nur wenige. Dabei sind …
Webinare in Form von Live Online Trainings mit bis zu ca. 12 Teilnehmenden oder Webkonferenzen mit mehr als 12 Teilnehmenden gibt es schon seit über 25 Jahren. Mit Beginn der Pandemie und den Lockdowns in unterschiedlichster Form sind diese Schulungsformate plötzlich in den Mittelpunkt des Bildungs- und Weiterbildungsgeschehens geraten. Wirklich gute und gewinnbringende Webinare im virtuellen Klassenzimmer (Virtual Classroom, VC) durchzuführen, ist jedoch eine Herausforderung, bei der es viele Fallstricke zu überwinden gilt. Auf der Basis unserer 20jährigen Erfahrung mit Webinaren haben wir Ihnen die 10 häufigsten Fallstricke mit Tipps zu deren Vermeidung zusammengefasst – aus der Praxis, für die Praxis.
Vergleichen wir die Durchführung von Webinaren einfach mal mit dem Autofahren. Sicherlich erinnern Sie sich noch an Ihre erste Fahrstunde. Sie mussten sich sehr auf die Bedienung des Fahrzeugs konzentrieren und hatten kaum Zeit, um auf den Verkehr zu achten. Zum Glück saß der Fahrlehrer neben Ihnen, der Ihnen dies zu Beginn des Fahrunterrichts abnahm. Je besser Sie sich mit der Technik des Fahrzeugs auskannten, um so mehr konnten Sie selbst auf den Verkehr achten und Schritt für Schritt zum guten Autofahrer werden. Nicht anders ist es bei den Webinaren. Je virtuoser Sie die Technik beherrschen, um so mehr können Sie sich auf die Lerninhalte und auf die Teilnehmenden konzentrieren.
Tipp: Nehmen Sie sich die Zeit, um sich mit dem jeweiligen virtuellen Klassenzimmer zu beschäftigen. Welches ist die grundsätzliche Philosophie der Software, welche Funktionen bietet sie mir und wie setze ich die Funktionen zielgerichtet ein? Erarbeiten Sie sich eine kleine Tabelle mit den Funktionen und deren Nutzen für Ihre Schulungen. Suchen Sie sich einen Sparringspartner, mit dem Sie die Funktionen üben können.
Powerpoint – igitt. Viele Trainer/innen und Referent/innen schütteln sich und denken an die unseeligen „Powerpointschlachten“, die man in Präsenzschulungen bisweilen erleben muss und die nicht wenige inzwischen überwunden haben. Doch im Webinar kommt Powerpoint eine ganz andere Bedeutung zu als im Präsenzlernen. Während im Präsenzlernen die Folien per Beamer an die Wand geworfen und die Inhalte passiv konsumiert werden, haben Powerpointfolien in Webinaren noch ganz andere Funktionen. Grund für diese Vielfalt ist die Möglichkeit, jeden Teilnehmenden einzeln oder alle gleichzeitig mit den Powerpointfolien interagieren zu lassen. So lassen sich zahlreiche Methoden aus dem Seminarraum wie z.B. Blitzlichtrunden mit Ball, Kreativitätsworkshops mit den Denkstühlen Disneys, Übungen an der Metaplanwand und vieles mehr durch den Zugriff der Teilnehmenden auf die Powerpointfolien umsetzen.
Tipp: Beschäftigen Sie sich mit den interaktiven Möglichkeiten von Powerpoint und versuchen Sie, Seminarmethoden mit diesen Möglichkeiten für das virtuelle Klassenzimmer nachzubilden. Und wenn Sie Spannung aufbauen wollen, dann schauen Sie sich an, was die Trigger von Powerpoint leisten.
Bleiben wir bei Powerpoint. Schon in Präsenzschulungen sind übervolle Powerpointfolien ein Graus. Im virtuellen Klassenzimmer kommt ein Faktor hinzu, der diesen negativen Effekt verstärkt: die Teilnehmenden sitzen vor dem Bildschirm, also ganz nah dran an den Inhalten. Durch den Strahlensatz, den Sie vielleicht noch aus der Mathematik kennen, führt diese Nähe bei überfrachteten und schlecht strukturierten Folien schnell zu einer Überlastung der Teilnehmenden. Das Auge muss permanent über den Bildschirm wandern, um sich zu orientieren, worum es gerade geht. Darunter leidet die Konzentration und die Aufmerksamkeit.
Tipp: Halten Sie die Inhalte schlicht und einfach und orientieren Sie sich an den Regeln der Bildschirmgestaltung. Verwenden Sie sinnvolle Animationen und führen Sie Ihre Teilnehmenden mit Laserpointer und anderen Funktionen durch die Inhalte.
Fallstrick 4: Es werden zu viele Inhalte in die Schulung gepackt.
Ein typisches Webinar dauert 60 bis 90 Minuten. Viele Trainer/innen und Referent/innen versuchen, möglichst viele Inhalte in diesen Zeitraum zu packen. Die Folge: die Teilnehmenden schalten ab und widmen sich anderen Dingen wie dem Lesen ihrer E-Mails oder Websurfen.
Tipp: Machen Sie bei der Konzeption eines Webinars neben einer Zielgruppenanalyse eine fundierte Lernzielanalyse. Was müssen die Teilnehmenden aus dem Webinar mitnehmen – und was nicht? Das Kürzen der Inhalte ist ein oft schmerzlicher Prozess, aber im Webinar gilt mehr noch als im Seminar: weniger ist mehr.
Webinare leben von Interaktion und der Einbindung der Teilnehmenden. Dies funktioniert umso besser, je kleiner die Gruppe ist. Aber auch bei Webkonferenzen mit sehr vielen Teilnehmenden ist eine Einbindung möglich. Leider erlebt man zu oft, dass zu lange „beschallt“ wird. Versuche haben gezeigt, dass man nach ca. 10 Minuten „Frontalbeschallung“ etwa die Hälfte der Teilnehmenden verloren hat. Zu wenige oder auch nicht geeignete Interaktionen und Aktivierungen sind im Webinar kontraproduktiv.
Tipp: Binden Sie die Teilnehmenden auf vielfältige Weise ein, z.B. durch Interaktionen, die den Lernprozess unterstützen, durch Direktansprache, durch Überraschungselemente, durch – nicht zu häufigen – Medienwechsel und vieles mehr. Nutzen Sie die Möglichkeiten Ihrer VC-Software umfassend aus und seien Sie kreativ.
Trainer/innen und Referent/innen sind es in Präsenzsituationen gewohnt, ihre Stimme zielgerichtet einzusetzen. Die Körpersprache unterstützt dabei die Dynamik in der Stimme. In Webinaren, auch wenn die Webcam eingeschaltet ist, erstirbt die Körpersprache und mit ihr die Stimme. Die Folge ist eine stimmliche Monotonie. Dabei ist in Webinaren die Stimme – gebunden an eine gute Audioqualität – wichtiger als das Videobild. Sie trägt Stimmungen, Emotionen, Betonungen, Motivation und vieles mehr.
Tipp: Sprechen Sie auch im Webinar mit Körpersprache und setzen Sie Ihre Stimme so ein, dass auch mit der Stimme Botschaften übertragen werden. Die Teilnehmer werden Ihnen dankbar sein. Hören Sie sich Aufzeichnungen Ihrer Webinare an und versuchen Sie, aktiv an der Verbesserung Ihrer Stimme zu arbeiten.
Webcams und das mit ihnen übertragene Videobild sind eine feine Sache, allerdings werden Webcams von manchen Trainer/innen und Referent/innen zu exzessiv eingesetzt – und verlieren damit an Wirkung. Während großflächig Inhalte vorgestellt und auf Folien gemeinsam gearbeitet wird, z.B. bei Flipchartübungen oder anderen Gruppenaktivitäten, sind links oder rechts oder oben die Videos von Trainer und Teilnehmenden in kleinformatiger Darstellung sichtbar. Statt sich auf die Inhalte zu konzentrieren schweift der Blick der Teilnehmenden bewusst oder unbewusst zwischen Inhalt und Minivideos mit wenig Aussagekraft hin und her. Das führt zu einer mentalen Überlastung und zu einer reduzierten Aufnahme der Inhalte.
Tipp: Setzen Sie die Webcam wohldosiert ein. Dies gilt für Sie als Trainer/in bzw. Referent/in genauso wie für die Teilnehmenden. Wenn viel gesprochen und diskutiert wird – Webcams ein. Wenn viel gezeigt oder erarbeitet wird – Webcams aus. Gestalten Sie dazu die Dramaturgie Ihres Webinars so, dass es nicht zu einem „Webcam-Hopping“ – ein, aus, ein, aus, ein, aus – kommt.
Fallstrick 8: Die Webcam wird unprofessionell eingesetzt.
Bleiben wir bei der Webcam. Häufig sieht man, dass die Möglichkeiten der Webcam nicht voll ausgenutzt werden. Da ist z.B. der Hintergrund dann so unruhig, dass man die Person schlecht wahrnimmt. Eine schlechte Beleuchtung verstärkt diesen Effekt. Der Blick in die Kamera ist nicht horizontal, sondern arrogant von oben oder unterwürfig von unten.
Tipp: Achten Sie darauf, dass der Hintergrund, die Beleuchtung und der Blickwinkel in die Kamera stimmen. Wenn Sie sprechen, dann schauen Sie in erster Linie in die Kamera. Ihr Teilnehmenden haben dann virtuellen Blickkontakt zu Ihnen, was größere Nähe schafft als, wenn Sie die ganze Zeit auf den Bildschirm schauen.
Ein 60- oder 90-minütiges Webinar geht sehr schnell vorüber. Entsprechend kommen viele Trainer/innen und Referent/innen am Ende des Webinars in Zeitnot. Dies passiert vor allem dann, wenn man die Teilnehmenden einbindet und nicht genau abschätzen kann, wie lange diese Einbindungsphasen dauern. „Hudeln“ am Schluss kann die ganze Wirkung des Webinars negativ beinträchtigen.
Tipp: Konzipieren Sie Ihr Webinar so, dass Sie immer mehrere zeitliche Puffer einbauen. Spielen Sie mit diesen Puffern so geschickt, dass Ihr Teilnehmenden gar nicht merken, dass Sie jetzt auf einen Puffer zurückgreifen. Achten Sie darauf, dass Sie am Ende zu einer zeitlichen Punktlandung kommen und die Teilnehmenden stressfrei aus dem Webinar führen.
Es kommt immer wieder vor, dass die Teilnehmenden noch nie oder ganz selten mit der entsprechenden VC-Software gearbeitet haben und sich entsprechend unsicher füllen. Es ist Ihre Aufgabe, die Teilnehmenden an die Software heranzuführen. Je besser auch die Teilnehmenden damit umgehen, umso erfolgreicher wird Ihr Webinar.
Tipp: Wenn Sie mehrere Webinare mit der gleichen Gruppe durchführen, setzen Sie ein „Checkin-Webinar“ vorneweg, in dem Sie unter anderem die Funktionen des VCs zeigen und damit üben lassen. Bei einzelnen Webinaren planen Sie Zeit ein, um die jeweiligen Funktionen genau dann einzuführen, wenn die Teilnehmenden sie benötigen. Senden Sie zusammen mit der Einladungsmail einige Tipps zum einfachen Check der Technik.
Sie wollen noch mehr Tipps & Tricks? Sie möchten im virtuellen Klassenzimmer Erfolg haben? Wir bilden schon seit 2006 Live Online Trainer/innen aus und freuen uns auf Sie!
Wir beraten Sie gerne persönlich am Telefon, welches Kursangebot Ihren individuellen Lernzielen oder denen Ihrer Mitarbeiter/innen optimal entspricht: +49 (0) 2222 989 987-1.
Lernende Grüße aus dem Rheinland
Konrad Fassnacht
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