Sicherlich geht es Ihnen auch so: Sie werden täglich mit zahlreichen Aufgaben konfrontiert, Ihr Terminkalender ist brechend voll und unvorhergesehene Anliegen anderer Personen bringen zusätzlichen Druck. So geht das Tag für Tag. Und die Folge: Sie verlieren Ihre Ziele aus den Augen.
Dies ist ein generelles menschliches Problem mit direkten Auswirkungen auf das Zeitverhalten. Wir richten uns viel zu sehr an den vielen Einzelaufgaben aus und verlieren die Orientierung in Richtung unserer Ziele – sofern wir überhaupt Ziele haben. Damit zerfleddern wir aber auch unsere Energien und nutzen unsere Zeit weder effizient noch effektiv. Hier ist ein Umdenken notwendig. Wir müssen lernen, in Zielen zu denken und unsere Aufgaben an diesen Zielen auszurichten. Ziele setzen und zu verfolgen gehört zu einer der Kernkompetenzen in der komplexer werdenden digitalen Welt. Mit dieser Denkweise bündeln wir unsere Energien und erreichen das, was wir uns vorgenommen haben. Und wir nutzen unsere Zeit richtig.
Ziele sind im Leben eines Menschen wichtige Fixpunkte. Sie geben an, wohin man mit seinem beruflichen wie privaten Leben steuern will. Manche Ziele werden uns dabei von außen vorgegeben, z.B. vom Unternehmen, für das wir arbeiten. Andere Ziele können wir mit uns alleine oder mit anderen Menschen gemeinsam vereinbaren. Ziele setzen ist somit ein Werkzeug des Selbstmanagements mit direkten Auswirkungen auf das Zeitmanagement.
Ziele sind aber auch notwendig, damit wir unsere Leistung überhaupt richtig beurteilen können. Sie sind eine Messlatte und ein Richtwert für unsere Arbeit. Durch die Zielerreichung können wir beurteilen, ob wir gute oder schlechte Arbeit geleistet haben.
Warum Ziele wichtig sind, möchten wir Ihnen an einem Beispiel aus dem Buch „Zeitmanagement“ von Knoblauch und Wöltje (Haufe-Verlag, Planegg, 2006) deutlich machen.
Beispiel:
Florence May Chadwick war eine US-amerikanische Langstreckenschwimmerin. Sie war die erste Frau, die den Ärmelkanal in beide Richtungen durchschwamm. Im Jahr 1952 plante sie einen weiteren Rekordversuch. Sie wollte die erste Frau sein, die Strecke zwischen der Insel Catalina und Palos Verdes an der kalifornischen Küste durchschwamm – da sind stolze 34 km.
Am 4. Juli 1952, dem amerikanische Unabhängigkeitstag, war es soweit. Hoch motiviert stieg Florence in das auch im Sommer eiskalte Wasser vor Catalina und schwamm in Richtung Kalifornien. Kleine Boote begleiteten sie, und an den Fernsehern verfolgen Millionen von Fernsehzuschauern das Schauspiel live.
Während die Begleitboote immer wieder Haie abwehren mussten, kämpfte Florence gegen das eiskalte Wasser. Auch ihr Schwimmanzug konnte sie nicht schützten. Stunde um Stunde kämpfte sie sich weiter. Nach 15 Stunden kam – was in dieser Gegen nicht selten ist – dichter Nebel Sogar die Begleitboote waren kaum mehr zu erkennen waren. Florence begann, an ihren Kräften zu zweifeln. Sie sagte zu ihrer Mutter in einem der Beiboote, dass sie es wohl nicht schaffen würde. Ihre Mutter und ihr Trainer ermutigen sie – die Küste sei schon ganz nah. Florence schwamm noch eine Stunde weiter, doch der Nebel wurde immer dichter. Irgendwann war sie dann doch mit ihren Kräften am Ende. Sie gab auf und ließ sich aus dem Wasser holen.
Noch im Boot erfuhr Florence, dass ihr Ziel, die Küste Kaliforniens, keine Meile mehr entfernt war. Auf die Frage, was sie gehindert habe, diese letzte Meile zu schwimmen, meine Florence: „Durch den Nebel konnte ich die Küste nicht mehr sehen. Hätte ich sie sehen können, hätte ich auch die Kraft gehabt, weiterzuschwimmen.“ – Florence hatte ihr Ziel aus den Augen verloren.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, warum man Ziele haben und diese immer im Blick halten sollte.
- Ziele geben Orientierung. Ohne Ziele kennen wir die Richtung nicht und lassen uns treiben oder werden getrieben.
- Ziele motivieren. Gehen Ziele verloren, geht auch die Motivation verloren und man gibt eventuell kurz vor der Zielerreichung auf. Die Geschichte von Florence Chadwick passiert täglich sehr vielen Menschen in allen Berufs- und Lebensbereichen, die ihr Ziel aus den Augen verlieren und dann aufgeben.
Wenn Sie den letzten Absatz aufmerksam gelesen haben, so ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass Ziele nicht nur im Beruf, sondern ganz allgemein im Leben eines Menschen wichtig sind. Um seine Ziele zu erkennen oder sich Ziele zu setzen, sollte man sich unter anderem folgende Fragen stellen:
- Was habe ich für berufliche Ziele? (z.B. Karriere, sicherer Arbeitsplatz, Auslandseinsatz, guter Verdienst, etc.)
- Welches sind meine familiären Ziele? (z.B. Kinder, mehr Zeit mit der Familie, etc.)
- Welches sind meine finanziellen Ziele? (z.B. Altersabsicherung, Haus, Rücklagen bilden, etc.)
- Welches sind meine persönlichen Ziele? (z.B. mehr Sport, eine Fremdsprache lernen, meinen Freundeskreis besser pflegen, etc.)
- Welches Was sind meine sozialen Ziele? (z.B. in einem gemeinnützigen Verein aktiv sein, sich im Elternbeirat engagieren, etc.)
Sicherlich fallen Ihnen noch eine ganze Reihe anderer Zielklassen ein.
Bitte beachten Sie, dass die eben genannten Beispiele noch keine Ziele darstellen, sondern nur Hinweise für Sie sind, in welche Richtung Sie bei der Zielfindung denken können. So ist z.B. „mehr Zeit mit der Familie“ noch kein Ziel, sondern ein Wunsch, aus dem später ein Ziel abgeleitet werden kann. Sicherlich kennen Sie die SMART-Formel der Zielsetzung. Ein Ziel muss
- S = Spezifisch (was genau gehört zum Ziel?)
- M = Messbar (wann habe ich das Ziel erreicht?)
- A = Attraktiv (machen die Zielerreichung und das Ergebnis Spaß?)
- R = Realistisch (ist das Ziel unter den gegebenen Rahmenbedingungen machbar?)
- T = Terminiert (wann ist das Ziel erreicht?)
Lernende Grüße aus dem Rheinland
Konrad Fassnacht