Webinare sind der große Renner im Bereich des medialen Lernens. Immer mehr Unternehmen entdecken dieses Lernformat, um statt im Seminarraum Lerninhalte im virtuellen Klassenzimmer zu vermitteln und damit Kosten zu sparen. Allerdings haben viele Webinare qualitativ noch eine Menge Luft nach oben. Die größte Herausforderung ist nach wie vor, die Teilnehmenden trotz vielfältiger Ablenkungsmöglichkeiten „bei der Stange“ zu halten. Die richtige Didaktik von Webinaren gibt uns hierzu wertvolle Hinweise und ist das Salz in der Suppe der Webinare. Einen wichtigen didaktischen Aspekt wollen wir hier betrachten.
Aufgrund des fehlenden direkten Kontakts zu den Teilnehmenden ist es eine wichtige Regel für den Webinartrainer, die Teilnehmenden durch Interaktionen einzubinden, und zwar durch deutlich mehr Interaktionen als im Präsenzseminar mit seinem direkten Kontakt. Dies hat spürbare Auswirkungen auf den Ablauf des Webinars und manifestiert sich in der 60:90-Regel. Diese besagt, dass für Lernmaterial, welches im Seminar in 60 Minuten vermittelt wird, im Webinar 90 Minuten benötigt werden. Oder anders ausgedrückt: für ein 1-Tages-Seminare müsste ich Webinare im Gesamtumfang von 1,5 Tagen durchführen. Dies ist kaum vermittelbar. Also können wir nicht einfach Webinare auf die 1,5-fache Dauer eines Seminars verlängern. Wir müssen kürzen.
Um unsere Inhalte so zu kürzen, dass wir sie in überschaubarer Zeit interaktiv im Webinar vermitteln können, kommt ein didaktisches Werkzeug zum Einsatz: die didaktische Reduktion. Voraussetzung hierfür ist eine exakte, eine wirklich exakte Beschreibung der Lehr- und Lernziele. Auf der Grundlage der Lehr- und Lernziele können wir dann die Lerninhalte festlegen, und zwar nur die Inhalte, die die Teilnehmenden zum Erreichen der Ziele wirklich benötigen. Wenn das Webinar dann immer noch zu lang ist, müssen wir weiter reduzieren oder das Webinar in zwei oder mehr Webinare aufteilen.
Mit dieser Vorgehensweise schlagen wir noch eine zweite Fliege mit der gleichen Klappe. Da wir uns sehr eng an den Zielen der Teilnehmenden orientieren, haben wir die Voraussetzung in der Hand, spannende Webinare durchzuführen. Wohlgemerkt – die Voraussetzung. Damit das gelingt muss man noch einiges mehr investieren.
Viele Webinartrainer seufzen, wenn sie diese Ausführungen lesen. Oft ist zu hören: „Ich kann zu diesem Thema nur ein einziges Webinar durchführen. Und dann muss halt der ganze Inhalt rein.“ Die gute Nachricht ist – das muss nicht sein. Mediales Lernen hat immer auch etwas mit Selbstverantwortung für das eigene Lernergebnis zu tun. Dies beginnt auch schon im Webinar, wo wir auch bei einem großartigen Webinar nie sicher sein können, ob die Teilnehmenden nicht doch Moorhühner schießen. Und genau diese Selbstverantwortung kommt jetzt ins Spiel. Reine Wissenselemente können wir gegebenenfalls auch auslagern und den Teilnehmenden z.B. in Form eines Skripts vor oder nach dem Webinar aushändigen. Vor dem Webinar allerdings nur dann, wenn die Inhalte als Vorbereitung auf das Webinar dienen. Diese Skripte müssen allerdings richtig gut sein – Lernskripte eben – und deren Durcharbeitung muss sehr gut motiviert werden.
Und wenn es die Teilnehmenden nicht bearbeiten? Gegenfrage: Wissen Sie, ob Ihre Teilnehmenden Ihnen noch folgen, wenn Sie im virtuellen Klassenzimmer einen von einer Powerpoint-Schlacht begleiteten Monolog durchführen? Unsere Erfahrung zeigt, dass die sinnvolle Kombination eines didaktisch reduzierten, interaktiven Webinars mit exzellenten Selbstlernmaterialien deutlich bessere Lernergebnisse liefert als die Frontalbeschallung im Webinarraum.
Wenn Sie im Detail wissen wollen, wie man derartige Webinare konzipiert und durchführt und dabei noch viel mehr Tipps und Tricks zu Webinaren lernen und üben wollen, besuchen Sie doch einfach unser interaktives Online-Training „Zertifizierte/r Live Online Trainer/in“ und profitieren Sie von unseren 17-jährigen Erfahrungen mit Webinaren.
Lernende Grüße aus dem Rheinland
Konrad Fassnacht